Es hat lange gedauert.
Zu lange.
Das Warten aber, hat sich gelohnt.
Der Frühling kehrt ein, in Deutschland.
Die
Temperaturen steigen wieder, die Sonne zeigt sich viel öfter, und auch
viel wärmer, und manche kleinen Zugvögel hat es schon wieder in die
Stadt verschlagen.
Ich für meinen Teil, stehe in der U-Bahn unten drin, und warte, das diese erscheint.
"Weißer Turm", lautet die Haltestelle.
Es ist 17:19 Uhr, an einem Donnerstag.
Da
es leider doch noch nicht so warm ist, das man bei kaltem Wind OHNE
Mütze durch die Gegend laufen könnte, ziert meine wunderschöne, frisch
gefärbte lila-pink-grün-blaue Haarepracht noch meine rosa-rot-lila
Mütze, gekauft bei H&M.
Seit einiger Zeit, arbeite ich - für wenig Geld, was mir aber egal ist! - in einem Laden in Nürnberg.
Heißt "British Empire".
Ich LIEBE diesen Laden.
Weil... er einfach... toll ist.
Manches kann ich dann doch nicht beschreiben, das es irgendwie nachvollziehbar wäre.
Diese Arbeit im British Empire, ist Ablenkung.
Ablenkung, vom Alltag.
Ablenkung, von Gedanken, die nicht sein sollen, weil sie mir sonst die Schlinge, die um meinem Hals liegt stärker zu ziehen.
Nach kurzer Wartezeit fährt die U-Bahn endlich ein.
Was gesagt wird, höre ich nicht, da gerade ein neues Lied von meinem fast schon kaputten MP3-Player eingespielt wird.
Was gesagt wird, höre ich nicht, da gerade ein neues Lied von meinem fast schon kaputten MP3-Player eingespielt wird.
Biffy Clyro - Bubbles.
Da ich nach einem "harten" Arbeitstag keine Lust habe, bis zum Fürther Hauptbahnhof irgendwo rumzustehen, suche ich mir einen Sitzplatz.
"You... are creating all the bubbles at night! I´m... chasing round trying to pop them all the time!".
Ich setzte mich zu einem - so wie es aussieht - verliebten Pärchen.
Mit dem Rücken, zur Fahrtrichtung.
Da
mich die Leute um mich herum schon seit geraumer Zeit nicht mehr
interessieren, sehe ich auch nicht auf, als ich mich bei dem Mädchen
entschuldige, welcher ich nicht wollend meinen nassen Chuck gegen die
Hose geprügelt hab, als ich mein rechtes Bein über´s linke geschlagen
habe.
Geistesabwesend
ziehe ich mir mein "Mordfall Kurt Cobain"-Buch aus der Tasche, und
fange an zu lesen. Mit der Zeit wird es warm, und ich nehme meine Mütze
ab. Stopfe sie im Gegenzug zum Buch in meine "Emil Bulls"-Stofftasche,
mit den 10 Buttons, und dem schwarz-weiß karierten Schnürsenkel.
"Ey, du, hörst du mich nicht, oder was?".
Häh?
Überrascht sehe ich auf.
Irgendwie will das Mädchen, vor mir etwas.
Aus reiner "Höflichkeit" nehme ich meine pinken Ohrstöpsel aus dem Ohr, und sehe sie neugierig an.
Kennt ihr das, wenn man... mit etwas gar nicht rechnet, und dann total geschockt ist?
So geht es mir gerade.
Die ist... und da...
mir fehlen die Worte.
"Ich hab dich was gefragt! Es ist unhöflich, nicht zu antworten.", faucht sie mich an.
Ich bin zu sehr damit beschäftigt, die Person neben ihr zu mustern.
Vier Monate ist das jetzt her.
Er hat sich kein Stückchen verändert.
Sieht immer noch so aus, wie damals.
Ich hingegen nicht.
Guckt er deswegen mindestens genauso dumm, wie ich?
"Ich
hab dir doch gesagt, du sollst sie einfach in Ruhe lassen.", flüstert
er ihr zu, doch sie winkt nur mit einem "Nein, ich will das jetzt
gefälligst geklärt haben." ab.
Kurz tief einatmen... ausatmen... okay.
"Ich
hab Musik gehört. Hat man vielleicht gesehen. Deswegen habe ich nicht
gehört, was du gesagt hast. Würdest du es vielleicht wiederholen?"
Einfach... so tun, wie als wäre es einem egal.
"Ich
hab dich gefragt, wieso du mir deinen dreckigen Schuh gegen die Hose
schlagen musstest! Jetzt ist da voll der Fleck!", beschwert sie sich bei
mir, und ich - nennt mich scheiße - kann nicht anders, und muss lachen.
Ich glaube... sie ringt mit sich selbst, ob sie mir an die Kehle springt, um mich zu würgen, oder nicht.
Ernst sehe ich sie an.
"Weißt
du, manchmal gibt es im Leben für manche Dinge keinen Grund. Die
passieren einfach so, ohne das man danach etwas tun könnte, um es
rückgängig zu machen. Das sollte man dann nicht hinterfragen, sondern es
einfach so hinnehmen. Niemand ist an DIESER Sache jetzt kaputt
gegangen, und für was wurden Waschmaschinen erfunden?"
Lieb lächle ich.
"Ist
alles halb so schlimm, glaub mir. Da gibt es wirklich schlimmere Dinge.
Daheim einfach ausziehen, oder ausziehen lassen, und dann in die
Waschmaschine werfen. Und schon ist das Problem beseitigt. Wenn es dir
nichts ausmacht, ich würde jetzt gerne weiter lesen."
Anscheinend macht´s ihr doch was aus.
"Ja! Du liest jetzt nicht! Das war keine Antwort, auf meine Frage!"
Man, was geht denn mit der?!
"Schatz, lass es sein.", sagt er zu ihr, und legt seine Hand auf ihren Unteram.
"Schatz.",
äffe ich lachend nach. "Man... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
Was ist nur aus dir geworden? Ein scheiß Pirat. Einer, von so vielen.
Das ist traurig. Sehr traurig. Weißt du noch, über solche Leute haben
wir uns damals immer, spätnachts lustig gemacht."
Durchdringend mustere ich ihn.
Er überlegt, etwas darauf zu antworten, lässt es aber sein.
"Du kennst diese verrückte Tussi?", will seine Freundin aufgewühlt von ihm wissen.
Er nickt schlicht.
"Das
hättest du mir ruhig mal vorher sagen können. Dann hättest DU sie
nämlich zur Sau machen können, und mir wär der ihr dummes Gelaber
erspart gelieben. Also, ich warte..."
Keinerlei Anstalten von ihm, irgendetwas zu tun.
Ich warte ebenfalls.
Schaue ihn einfach nur an.
Es dauert eine Weile, bis er etwas sagt.
Ein einziges Wort.
"Nein."
"Das
ist eine kluge Entscheidung von dir, mein Lieber. Zwar hast du den
bösen Buben auf deiner Seite, und ich niemanden, doch mit den letzten
Monaten hast du mich genug bestraft. Glaub mir."
Hysterisch fange ich an zu lachen.
Die Leute um uns herum gucken zu uns rüber.
"Die letzten Monate?", will sie an ihn gewandt wissen.
Wieder nickt er nur.
Da mag wohl jemand nicht drüber reden.
Da mag wohl jemand nicht drüber reden.
"Was war 'die letzten Monate'? Schatz?!"
Ist es erlaubt jemanden zu ermorden, nur weil er zu oft 'Schatz' im Wortschatz gebraucht?
Nein.
Schade.
"Nichts.", erwidert er.
"Und DAS, soll ich dir glauben? Was hattest du mit dieser Ollen?!"
Sie ist ein wenig... aggressiv.
Aber nur... so ein kleines Bisschen.
"Es
stimmt, was er sagt. Nichts. Gar nichts. Und genau DAS ist es ja.
Nichts. Das verstehst du jetzt nicht, weil du eine kleine... bist, von
daher... lass es mich dir kurz erklären: Es gab eine Zeit... da haben
Dinos noch gelebt, und man hat sich sein Essen selbst zerhackt, und auf
einem selber errichteten Lagerfeuer gebraten - da haben wir geschrieben.
Dein lieber Freund, und ich, in ICQ. JEDEN Tag. Mehrere Stunden lang.
Am Wochenende, und in den Ferien sogar noch länger. Und dann... ja...
ging alles den Bach runter, bis dann DU da warst. Der feine Herr, schräg
gegenüber von mir, hat dann 200.000 ICQ-Verlaufseinträge, und über 1
Jahr, 4 Monate, und noch ein paar Tage in den Dreck geworfen, wegen dir.
Er hat mich, und meine Worte ignoriert, darüber hinweggesehen, und...
so getan, wie als hätte er mich noch nie gekannt. Bitter. Bitter,
bitter, bitter. Und... jetzt lass mich einfach in Ruhe. Ich hab damit
abgeschlossen."
Jetzt bin ich es, die wütend aufsteht.
Am anderen Ende des Abteils ist noch ein Platz frei, auf den ich mich setze.
So eine kleine Mistschlampe.
Der letzte Satz, den ich an sie gerichtet hatte, war gelogen.
"Ich hab damit abgeschlossen.".
So ein Bullshit.
Die Wunden sind neu aufgerissen.
Herzlichen Glückwunsch!
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